Eine Fähigkeit, die für Tiere normal ist, haben Menschen auf den ersten Blick längst verloren: Sie können ihre Ohren nicht mehr bewegen, um interessante Geräusche besser wahrnehmen zu können. Doch ein kleiner Impuls ist geblieben. Das haben Forscher der „Systems Neuroscience & Neurotechnology Unit“ herausgefunden, die sich aus Wissenschaftlern der Medizinischen Fakultät der Universität des Saarlandes und der Ingenieurwissenschaftlichen Fakultät der Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes zusammensetzt.
Impulse, die die Hörmuschel verändern
Die Wissenschaftler konnten elektrische Aktivitäten bei den Muskeln messen, die die Form der Ohrmuschel verändern oder bewegen – auch wenn diese Bewegungen längst nicht mehr sichtbar sind. Für die Hörgeräte-Industrie ist dies ein wertvolles Ergebnis. Sie könnte Hörgeräte entwickeln, die dem elektrischen Impuls folgend die Hörintention des Trägers erkennen und sich dementsprechend ausrichten.
Messung von elektrischen Strömen
Die Befähigung zum Ohrenwackeln erlangte der Mensch vor 25 Millionen Jahren. Damals war es wichtig, Geräusche einordnen und Feinde gut hören zu können. Im Laufe der Evolution schien diese Fähigkeit verloren gegangen zu sein. Es blieb der kleine elektrische Impuls, der messbar war. Dazu hatten die Forscher den Probanden Elektroden an die Muskeln am Ohr geklebt und die elektrischen Ströme gemessen.
Hörgeräte mit KI
Das Thema Künstliche Intelligenz (KI) ist inzwischen aus der Hörgeräteentwicklung nicht mehr wegzudenken. Um die Eigenschaften von Hörgeräten zu verbessern, werden in der Hörgeräteforschung beispielsweise auch Augenbewegungen ausgemessen. Getreu dem Motto „Erst sieht man, dann dreht man den Kopf.“ sollen diese Informationen in den Chips der Hörgeräte der Zukunft ausgewertet und für den Nutzer aufgearbeitet werden. Ziel wäre es, dass das Hörgerät schon anhand der Augenbewegung und der elektrisch messbaren Impulse weiß, was der Hörgeräteträger hören möchte und sich automatisch darauf einstellt.
Für Tiere lebenswichtig
Dass Tiere nach wie vor die Ohren spitzen und in die Richtung drehen können, aus der verdächtige Laute kommen, ist für sie durchaus lebensnotwendig. Besonders dämmerungs- oder nachtaktive Tiere, die sich nicht allein auf ihren Sehsinn verlassen können, sind auf ein gutes Gehör angewiesen. Wölfe haben beispielsweise ein exzellentes Gehör. Mit ihren kleinen, dreieckigen Stehohren können sie bei guten Windverhältnissen bis zu 10 Kilometer weit hören. Auch Kaninchen oder Hasen stellen ihre Ohren auf, um Feinde besser hören zu können.
Ohren auf unterschiedlicher Höhe
Auch die größte Eule Deutschlands, der Uhu, kann fantastisch hören, was um sie herum vorgeht. Der Greifvogel beginnt in der Dämmerung mit seiner Jagd. Dabei helfen ihm auch seine kaum sichtbaren Ohren, bei dem eines etwas tiefer als das andere angesetzt ist. Schallwellen erreichen die beiden Öffnungen zu unterschiedlichen Zeitpunkten. Aus diesen Informationen kann der Uhu ableiten, wie weit entfernt seine Beute ist.
Pro Akustik
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